Aldo Fama' Der Dynamismus der Linie

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Famas abstrakte Sprache, die heute für uns sein Markenzeichen ist , entsteht aus einer langsamen und progressiven Eroberung innerhalb einer linearen, präzisen und konsequenten Laufbahn. Vom Spätimpressionismus der fünfziger Jahre ausgehend, der zusammen mit dem Post-Kubismus auch für das Panorama der Malerei auf dem triestiner Territorium charakteristisch war, wird der Künstler einigen der bedeutendsten Künstler seiner Zeitepoche wie zum Beispiel Luigi Spacal und Dino Predonzani ebenbürtig. Bis er schließlich seinen eigenen ganz originellen und absolut gut erkennbaren Stil einschlägt. Mit Hilfe der Kunst der Grafik beginnt er andere Orte zu erforschen.

Diese bieten eine Alternative zur Abbildung und basieren auf der Ausdruckskraft des Zeichens und der Materie. Die Konfrontierung mit Spacal bringt ihn dazu über die Idee der kompositiven Struktur und über die Idee der abstrakten Kunst nachzudenken und gleichzeitig auch tiefe Wurzeln in der Realität beizubehalten. Die Abwendung von der figurativen Kunst und die Hinwendung zum Abstrakten bei Cezanne. Man sollte erwähnen, dass eine Richtung eingeschlagen wird, die versucht das Essentielle der Dinge und der Gefühle zu erfassen. Es handelt sich deshalb um abstrakte Kunst, die fähig ist das Überflüssige bei der Darstellung der Dinge und der Transkrition der Gefühle zu eliminieren, um die Bindung zur Realität aufrechtzuerhalten, selbst wenn es sich um eine abgewandelte veränderte , vereinfachte und im gewissen Sinne heile gereinigte Realität handelt. ´ Auf Spacal verweist auch die Anwendung einer konkreten malerischen Materie, die voller Materie und Ausdruckskraft ist.

Sie ist mit der Karstlandschaft verbunden. Sie ist mit dem Konzept einer herben nicht immer gewöhnlichen Schönheit verbunden. Auf Predonzani hingegen verweist der helle intensive Hintergrund, der die kalten grauen und hellblauen Farben umarmt, um zu den flammend roten und lebhaften Farbpaletten des Hintergrundes zu gelangen ähnlich wie der Theaterhintergrund. In Famas Malerei taucht ein solcher Hintergrund gegen Ende der siebziger Jahre auf. In den achtziger Jahren wird er dominanter. Es könnte sein, dass Fama' an Predonzani auch eine schwebende, magische und surreale Dimension bindet. In einigen Fällen handelt es sich um eine unruhige Dimension, die aus einer ähnlichen Auswahl – Selektion des Chromatischen entsteht.

Es handelt sich auch um dynamische Anregungen, deren Merkmale starke poetische Akzente sind. Wie in den Werken in denen die Vision aus Fragmenten durch Zeichen, Materie und Farben, die sich miteinander vereinigen verschmelzen und durcheinander bringen zusammengestellt wird. So gelangt man zu den Kompositionen, wo die chromatischen und die materischen Kompositionen voneinander getrennt und losgelöst werden. Sie bilden untereinander eine klare dialektsiche Verbindung. Die richtige Position der Elemente ist so geformt, dass zwichen ihnen ein dynamischer Vergleich geschaffen werden kann. Man verfolgt labile Gleichgewichte und schafft Orte fur unerwartete Erscheinungen und plötzliche Momentaufnahmen. In den Werken der letzten Jahre, die die Protagonisten dieser Ausstellung und in diesem Katalog sind, bemerkt man nämlich eine weitere Evolution der malerischen Sprachweise von Fama'. Zu einem gewöhnlich von zwei hellen chromatischen und gleichmäßigen Farben gekennzeichnetem Hintergrund bildet die Überlappung von bunten oder materischen Formen in der die Linie eine Schlüsselrolle spielt einen Kontrast: Tatsächlich verleiht die Linie dem Werk die Bewegung – den Schwung und ihr Dynamismus bekommt einen narrativen Wert.

Die zwei Hintergrundteile werden nur selten von einer geraden Linie, die die Horizontlinie darstellen könnte, getrennt; die beiden Teile sind meistens verschoben, um vielmehr fast vorne und hinten, früher und später, oben und unten zu suggerieren. In Famas abstrakter Kunst sind Raum und Zeit immer gegenwärtige Dimensionen, wobei die Bindung zur Realität sowohl vom Titel als auch von der kontinuierlichen Präsenz der materischen Sektionen betont wird. Die zuletzt erwähnten könnten zumindest begrifflich auf Picassos papiers colles und Braques Synthetischen Kubismus verweisen: Papierstücke (Zeitungspapier, Wandpapier), die auf Leinen geklebt sind, um die Idee des Materiellen zu gewährleisten, um die ständige Bindung zur Realität hervorzuheben. Der Künstler benutzt das Papier und die Pappe, um zu experimentieren; in einer Anzahl von Werken finden wir in der Malerei die Geometrie wieder, aber in einer neuen, armen und konkreten Sprache, die noch mehr auf das Wesentliche/Essenzielle reduziert ist.

Darauf verweist auch der Titel der meisten dieser Werke: Spuren der Zeit / TRACCE DEL TEMPO (1996), beinahe als ob man den kleinsten begrenzten Intervent des Autors hervorheben wolle. Wenden wir uns wieder der Malerei zu. Famas materische Sektionen, die sich mit den hellen und gleichmäßigen Farbstrichen abwechseln, scheinen mit Nägeln und Schrauben befestigt zu sein, um mit grösserer Kraft das Gefühl der unumgehbaren und unausweichlichen Konfrontierung zu betonen. Ein Vergleich, der nämlich auf der Grundlage der Farben, der Formen, des Hintergrundes und der Oberflächen beruht, wobei die Linie den Rhythmus suggeriert, um den Wechsel der Sensationen und der Gefühle, der erlebten oder imaginären Gefühle, existierender und innerer Orte, zu erzählen. Andere Welten und verschiedene Atmosphären tauchen auf: Landschaften, die die Erinnerung an die rauhe Karstattraktion wach werden lassen, mediteranische Landschaften, die die Wärme und das Licht der blendenden Sonne besitzen; Frühlingsstimmung, die den Raum fur Herbstabende freilässt, Liebesgesang der verzweifelten Überlegungen Platz macht: Linien und Farben, die in der Lage sind Sonorität. Architektur und stille Melodien zu schaffen. Es handelt sich um Erinnerungen, Gedanken, Träume, die etwas kontradiktorisch sind oder ganz bewußt paradox wie aus einigen Titeln hervorgeht: Röntgenaufnahme der Gefühle (2011) , das Gefühl der Vertikale (2010), der Atemzug der Unendlichkeit (2007)-; es handelt sich um Gedanken, Erinnerungen oder Träume , die vom Wind getrieben werden und an Faden gebunden sind, die an jene der Drachen erinnern; man lässt sie manchmal frei, damit sie im Raum und in der Seele herumirren können. In anderen Fällen notwendigerweise von schwarzen Streifen, die wie es scheint die Krücken Dali's ins Gedächtnis rufen können. Das passiert zum Beispiel in den Werken der Wind der Erinnerungen (2010). Die Erinnerung der Formen, die Sommererinnerungen (2011) und die Melodie der Stille (2009). Famas malerische Werke und seine neuen Skulpturen in 3 D beeindrucken und faszinieren größtenteils durch das Vorhandensein der Geometrie und die lyrische Harmonie.

Die Überlappung und das Einbauen oder die Kombination der verschiedenen Elemente unterstützen die Modalität, die Geschwindigkeit, die Pausen, die immer anders sind, wie abgewandelte musikalische Partituren mit verschiedenen Variationen, sowohl rhythmisch als auch architektonisch. Dort, wo die Struktur in der Wurzel des Gedankens liegt, befindet sich die Linie in der Grundlage der Melodie und der Poesie: Das alles in einer einfachen und komplexen Einheit wie es eigentlich auch das Leben selbst sein kann. Franca Marri